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Geld für gute Ideen aus der Nachbarschaft

Beim Anne-Frank-Hof soll ein Ort der Erinnerung entstehen.

Oberbarmen, Wichlinghausen und ein Teil von Langerfeld gehören zum Projektgebiet „Soziale Stadt“. Dort fördert das Land NRW seit 2012 Projekte, die das Quartier attraktiver machen und die Menschen näher zusammen bringen. Deshalb können Vereine, Institutionen, aber auch Bürgerinnen und Bürger Fördergelder für gute Ideen beantragen, die eben dies zum Ziel haben. Das Zauberwort heißt „Verfügungsfonds“ und das Quartierbüro VierZwoZwo berät dazu, wie man daraus Geld erhalten kann. Aktuelles Beispiel: Ein Arbeitskreis vom Klingholzberg möchte nahe des Anne-Frank-Hofs einen Ort der Erinnerung schaffen. Quartiermanager Andreas Röhrig war bei einer Sitzung dabei und erklärte Wichtiges und Wissenswertes zum Verfügungsfonds.

Andreas Röhrig (2.v.li.) berät zum Verfügungsfonds.

Damit ein Projekt über den Verfügungsfonds Geld erhalten kann, muss es zunächst einen ganz wichtigen Baustein enthalten: Bürgerbeteiligung. Menschen aus dem Quartier sollen sich also daran beteiligen. Dazu hat sich der Arbeitskreis „Erinnerungskultur“ schon Gedanken gemacht. Workshops, gemeinsame Ausflüge und Feste sind nur drei Ideen, wie Nachbarn eingebunden werden können. Quartiermanager Andreas Röhrig ist begeistert: So soll es sein.

Der heutige Anne-Frank-Hof

Gemeinsame Aktionen, bei denen Menschen miteinander in Kontakt kommen, ist genau der Gedanke beim Verfügungsfonds. Das Thema ist dabei frei wählbar. Der Arbeitskreis „Erinnerungskultur“ möchte daran erinnern, dass auf dem Klingholzberg früher das „Europadorf“ stand, das feste Unterkünfte für politische Flüchtlinge und Vertriebene geboten hat. „Initiator war der Friedensnobelpreisträger Pater Pire. Die Siedlung wurde nach Anne Frank benannt. Ihr Vater Otto Frank war 1959 einer von 5000 Teilnehmern bei der Feier zur Grundsteinlegung“, berichtet Andreas Bialas, der im Arbeitskreis die Bezirksvertretung Langerfeld/Beyenburg vertritt. „Sogar Charles de Gaulle hat eine Schirmherrschaft für eines der Häuser übernommen. Das öffentliche Interesse ließ jedoch schnell nach. Mittlerweile ist die Geschichte und Bedeutung des Europadorfs in Vergessenheit geraten.“ Ein Symbol für Versöhnung und Integration hätte es werden sollen – wurde es aber nicht. Daran möchte der Arbeitskreis nun etwas ändern.

Quartiermanager Andreas Röhrig versteht das Anliegen der Gruppe, muss ihren Tatendrang allerdings in einer Sache bremsen: „Wir können über den Verfügungsfonds kein Denkmal finanzieren.“ Bauliche Maßnahmen können nur dann mit dem „Bürgergeld“ – wie der Verfügungsfonds inoffiziell genannt wird – bezahlt werden, wenn es von den Bürgerinnen und Bürger selbst entwickelt oder gestaltet werden. Für Andreas Bialas ist das kein Problem: „Dann machen wir einen Workshop mit Interessierten und sammeln Vorschläge, wie solch eine Erinnerungsstätte aussehen könnte.“ Genau so könnte es laufen, stimmt ihm der Quartiermanager zu.

Der Verfügungsfondsbeirat prüft, ob die Projektideen sinnvoll für das Quartier sind.

Antragstellung und Beirat
Da sich der Arbeitskreis „Erinnerungskultur“ schon viele Gedanken im Vorfeld gemacht hat, ist der Weg zur Antragstellung nicht mehr weit. Allerdings muss sich jemand bereit erklären, den Antrag in seinem oder ihrem Namen zu stellen. Denn alle Rechnungen, die später über den Verfügungsfonds erstattet werden, müssen dem Projekt klar zuzuordnen sein. „Am besten klappt das, wenn ein Träger das macht“, gibt Andreas Röhrig einen Tipp. Ein Träger – das kann zum Beispiel ein Verein sein. Ist der gefunden und hat den Antrag nach und mit der Beratung des Quartierbüros ausgefüllt, wird dieser dem Verfügungsfonds-Beirat vorgelegt. In diesem Beirat sitzen Aktive aus Oberbarmen, Wichlinghausen und Langerfeld. Neben Politikerinnen sind das Vereinsvorsitzende, Mitarbeitende bei Trägern, Bildungseinrichtungen, Behörden, Interessenvereinigungen und interessierte Bürgerinnen. Drei Mal im Jahr treffen sie sich und beraten über die eingegangenen Anträge. Finden sie die Projekte gut und sinnvoll, erhalten diese eine Bewilligung. Dann wandert der Antrag eine Stelle weiter zur Stadt.

Abrechnung
Britta Jobst und Patricia Knabenschuh kümmern sich innerhalb der Stadtverwaltung um die Koordination der „Sozialen Stadt“. Britta Jobst ist die richtige Ansprechpartnerin, wenn es um die Abrechnung der Verfügungsfonds-Projekte geht. Auch Vorschüsse für Projekte werden bei Bedarf von ihr ausgezahlt. So einen Vorschuss könnte zum Beispiel der Arbeitskreis  „Erinnerungskultur“ später einmal nutzen, wenn er für ein Fest Getränke und Lebensmittel einkaufen will oder wenn er für einen großen Ausflug einen Bus anmieten und vorab bezahlen muss.

Dauer der Förderung
Die Projekte, die mit dem Verfügungsfonds unterstützt werden, haben unterschiedliche Laufzeiten. So gibt es beispielsweise Förderung für Feste, die nur einen Tag lang dauern, bis hin zu Projekten, die ein Jahr lang gehen. Dauert ein Projekt länger, können Folgeanträge gestellt werden. Daher ist es im Vorfeld wichtig, dass sich Antragsteller überlegen, was sie in einem Jahr schaffen können und für was ein Antrag im Folgejahr gestellt werden muss. So könnte die „Erinnerungskultur“ zum Beispiel im ersten Jahr die Planung und Umsetzung einer Gedenkstätte und im zweiten Jahr die Bezuschussung eines Fests beantragen. Was genau alles möglich ist, dazu beraten die vier Quartiermanagerinnen und -Manager vom VierZwoZwo. Eines ist ihnen ganz wichtig, wie Andreas Röhrig betont: „Zu uns können alle Bürgerinnen und Bürger mit einer Idee für die Nachbarschaft kommen. Sie müssen kein Konzept haben. Theoretisch müssen sie das Projekt später noch nicht einmal selbst umsetzen – es sei denn, sie wollen das. Wir überlegen dann gemeinsam, wen man mit ins Boot holen kann.“ Der Arbeitskreis „Erinnerungskultur“ ist da schon einige Schritte weiter.