Terrassenförmig, sehr grün und durch Rampen direkt mit der Nordbahntrasse verbunden: So könnte die Freifläche des Bünger-Geländes südlich des Viaduktes zwischen Wichlinghauser und Max-Planck-Straße, heute „Bob-Campus“ genannt, bald aussehen. Die Landschaftsarchitekten vom „Atelier le balto“ aus Berlin haben sich im Auftrag der Montag-Stiftung eine Woche lang Gedanken dazu gemacht. Am 23. März stellten sie ihre ersten Visionen zahlreichen Vertreterinnen und Vertretern aus der Nachbarschaft vor.
Der große Saal vom CVJM an der Sonntagstraße war am Freitagabend vollbesetzt. Die geladenen Gäste waren gespannt, was das zweite Architektenteam – zuständig für die 4.500 Quadratmeter großen Außenflächen des Bob-Campus – erarbeitet hatten. Bereits 2017 hatten die raumwerk.architekten aus Köln Vorschläge für die alten Bünger-Hallen und Sheds an der Max-Planck-Straße sowie die Wohnhäuser am Krühbusch entwickelt und präsentiert. Auf einiges, was die Kölner erarbeitet haben, konnte das internationale Team vom Atelier le balto aufbauen. „Die beiden Architektenteams arbeiten parallel an den Themen Innenraum- und Außenflächengestaltung“, erklärt Stefan Anspach von der Montag-Stiftung.
Montag-Stiftung
Die Stiftung bzw. deren Tochtergesellschaft, die neu gegründete „Urbane Nachbarschaft BOB gGmbH“ ist es, die das Gelände entwickelt. Dafür hat die gemeinnützige Gesellschaft das 6.290 Quadratmeter große Grundstück inklusive der Gebäude auf Oberbarmer Seite von der Eigentümerfamilie Bünger gepachtet. „Der Erbpachtvertrag läuft 66 Jahre“, berichtete Johanna Debik von „Urbane Nachbarschaft“ den Zuhörern und ergänzt: „Familie Bünger verzichtet auf den Erbpachtzins.“ Im Gegenzug flössen Überschüsse, die die gemeinnützige Gesellschaft mit den Mieten erwirtschaftete, in Aktionen und Projekte der Nachbarschaft. In Krefeld, wo die Montag-Stiftung ein ähnliches Projekt umgesetzt hat, erhalte das Quartier bis zu 60.000 Euro pro Jahr. „Stadtteilrendite“ nennt das Robert Ambrée, der, wie Johanna Debik, die Entwicklung des Bob-Campus vor Ort betreut. „Wir haben auch bald ein eigenes Büro an der Wichlinghauser Straße 31“, berichtet er sichtlich erfreut.
Aber zurück zu den Ideen für das Außengelände: Das Atelier le balto hatte eine Woche lang nicht nur das Grundstück, sondern auch Oberbarmen und Wichlinghausen in Augenschein genommen. Dabei sprachen sie mit verschiedenen Akteuren, wie dem Team vom VierZwoZwo Quartierbüro. Denn die Quartiermangerinnen und -Manager kennen sich in den Stadtteilen bestens aus. Den Landschaftsarchitekten war es wichtig, ein Gefühl für die Menschen zu bekommen, die später einmal die Freifläche nutzen würden. Und so entstand der Gedanke eines „Nachbarschaftsparks“, der wegen der 18 Meter Höhenunterschied zwischen Wichlinghauser und Max-Planck-Straße in Terrassen unterteilt werden sollte. „Aber bitte sehen Sie unsere Skizzen noch nicht als fertige Entwürfe an“, bat Marc Pouzol von der sechsköpfigen Mannschaft von le balto. „Das sind nur erste Ideen.“ Die von Nil Lachkareff als Aquarelle gefertigten Zeichnungen waren aber schon sehr hübsch anzusehen.
Parkplätze, Feuerwehrzufahrt, Beleuchtung, Bouldern
Natürlich gab es auch Nachfragen, zum Beispiel nach Stellplätzen. Denn derzeit parken am unteren Ende des Geländes zahlreiche Autos. Wo sollen diese abgestellt werden, wenn dort bald ein Park ist? „Das ist tatsächlich ein größeres Problem“, räumte Patricia Knabenschuh, Koordinatorin der „Sozialen Stadt Oberbarmen/Wichlinghausen“ ein. Vorschläge aus dem Publikum waren, dass der Lehrerparkplatz vom Carl-Duisberg-Gymnasium, der direkt gegenüber des geplanten Parks an der Max-Planck-Straße liegt, aufgeständert werden könnte. Eine weitere Idee war der Bau eines Parkhauses in der Sonntagstraße. Das Atelier le balto meint, der untere Teil des Parks könne sechs Stellplätze aufnehmen.
Wegen der Feuerwehrzufahrt hatten sich die Landschaftsarchitekten ebenfalls Gedanken gemacht. Sie sehen es als möglich an, die Wege so zu gestalten, dass keine Bestandsbäume abgeholzt werden müssen, die Feuerwehr trotzdem bis in den Park hineinfahren könnte. „Nur wenden kann man dort nicht. Die Feuerwehr müsste als rückwärts wieder hinausfahren“, meint Marc Pouzol. Dieser Weg direkt zur Trasse könnte sogar beleuchtet werden. Damit Fußgänger und Radfahrer leichter zur Trasse gelangen, soll es eine Rampe über mehrere Ebenen geben. Für realistisch hält Pouzol auch, dass eine Terrasse Licht und Strom erhält. Ob hingegeben später am Steinbruch rechts vom Park gebouldert, also geklettert, werden kann, das müsse noch geprüft werden.
Informationen gibt es auch im Internet unter www.montag-stiftungen.de/urbane-raeume/initialkapital/urbane-nachbarschaft-bob-wuppertal.html