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Graffiti ist auch Kunst

Dass Graffiti Kunst ist, daran gibt es eigentlich keinen Zweifel. Zumindest dann nicht, wenn das Gesprühte künstlerisch wertvoll gestaltet ist. Damit es in Oberbarmen und Wichlinghausen bald nur noch Kunst aus der Sprühdose und keine Schmierereien mehr gibt, haben das VierZwoZwo Quartierbüro und das Jugendzentrum Wi4U ein Pilotprojekt gestartet. Sie wollen Jugendlichen die handwerkliche Kunst hinter Graffiti und gleichzeitig Verständnis für eine gemeinsame Stadtteilentwicklung aller Generationen nahebringen.

Quartiermanagerin Stefanie Rolf begleitet das Pilotprojekt fürs Quartierbüro. Ansprechpartner für Interessierte sind Aleksander Warzecha, Mitarbeiter im Projekt Jobcoach, und Irina Neumann vom Wi4U. Unterstützung erhalten die beiden von Steffen Peter. Der Grafikdesigner ist Experte für Graffiti und räumt freimütig ein: „Als Jugendlicher habe ich selbst illegal gesprüht. Aber das ist zum Glück verjährt.“ Der Künstler, dessen Werke zum Beispiel in Hagen sehr beliebt sind und dort den öffentlichen Raum zieren, hat Erfahrung mit Gruppenarbeiten und mit Jugendlichen. Alle jungen Menschen in Wichlinghausen und Oberbarmen sind eingeladen mitzumachen. Aber eine Gruppe haben die Akteure besonders im Blick: „Wenn wir die erreichen, die illegal sprühen, kann man ihnen erklären, dass man mehr Anerkennung bekommt mit Qualität statt mit Quantität“, meint Steffen Peter. Denn Sprühen erfordert, wie jedes Handwerk, Übung. Und wer ansprechende Bilder gestaltet und sie auf legalen Flächen aufbringt, wird dafür Lob ernten.

Steffen Peter (hinten) zeigt, wie man Kunst mit der Sprühflasche macht.

Am 10. und am 17. September fanden deshalb Workshops statt, in denen Entwürfe für ein Großbild entwickelt wurden. „Ein Eigentümer war so freundlich, uns seine Wand zur Verfügung zu stellen“, sagt Stefanie Rolf. Sie hofft, dass noch ganz viele weitere Flächen dazu kommen, die von jungen Leuten besprüht werden dürfen. Steffen Peter hat sogar die Vision, dass Wichlinghausen eine Art riesige Ausstellungsfläche für Graffitikunst werden könnte. „Potenzial gibt es“, meint er mit Blick auf wenig attraktive Wände. Als Vorbild könnte Berlin dienen, in denen es inzwischen sogar geführte Touren zu Graffitis im Kiez gibt. Das wäre wohl etwas, auf das Jugendliche stolz wären und mit dem sie sich identifizieren könnten – ein wichtiges Ziel des Pilotprojekts. Außerdem ließe sich der graffitipräventive Ansatz leichter umsetzen. „Der beste Schutz vor illegalem Graffiti ist legales“, weiß Steffen Peter. Die Schlussfolgerung: Stehen mehr legale Flächen zur Verfügung, kommen dort Kunstwerke hin. Für Schmierereien ist dann kein Platz mehr.

Doch jetzt starten die Initiatoren erstmal mit einer Wand. Diese ist rund 30 Meter lang und hat eine Fläche von 70 Quadratmetern. Der besondere Charme der Mauer, die an der Langobardenstraße liegt zum Schulzentrum Ost führt, ist nach Meinung von Aleks Warzecha, das sie an eine beschmierte Fläche angrenzt: „Auf der anderen Wand sind wilde Tags. Daneben wird die Wand von uns kunstvoll beschmiert. Da sieht man die Gegensätze dann ganz deutlich.“

Jugendliche, die sich am Projekt beteiligen möchten, können sich im Jugendzentrum Wi4U, Tütersburg 4, melden. Eigentümer, die eine Fläche für Graffitikunst zur Verfügung stellen möchten, können sich an Quartiermanagerin Stefanie Rolf unter Mail an info@vierzwozwo.de wenden.