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Ein Stadtteilfest wie kein anderes

Erfolg des 37. Wichlinghauser Straßenfest: Das Engagement der Wichlinghauser war stärker als der Dauerregen.OLYMPUS DIGITAL CAMERAWer dem Wetter trotzte, wurde belohnt: „Der große Waschtag“ bereicherte das Fest mit einer beeindruckenden Mitmachausstellung.
„Traditionell-weltoffen“: Klingt wie ein Paradoxon, beschreibt aber ganz gut das Wichlinghauser Straßenfest. Bevor Worte wie „Integration“ oder „Interkulturalität“ Eingang in politische Leitlinien fanden, hat der Nordstädter Bürgerverein das längst auf dem Stadtteilfest praktiziert – seit vielen Jahren sind WichlinghauserInnen mit Migrationshintergrund und Migrantenselbstorganisationen selbstverständlicher und beliebter Bestandteil dieses Ereignisses. Das kulinarische und kulturelle Angebot ist hier immer sehr bunt; Traditionen aus aller Herren Länder beleben das Geschehen.

Diesmal war die Tradition des Waschens das beherrschende Thema. Der Bürgerverein ließ sich von Marie-Luise Barkhoff für ihr Projekt „Der große Waschtag“ begeistern und integrierte die Idee in das Straßenfest. Eine gute Entscheidung, die dieses Fest zu einem ganz besonderen Ereignis machte, das sonst nirgends zu erleben wäre.

„Der große Waschtag“ (mit Mitteln des Verfügungsfonds gefördert) bestimmte weitgehend das Bild des Straßenfestes. Über der Eylauer Straße waren zahlreiche Wäscheleinen mit z.T. historischer Unterwäsche gespannt – eine wunderschöne Inszenierung.

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An Ständen konnten Jung und Alt frühere Techniken des Waschens (auf dem Waschbrett), des Stampfens, Wringens oder des Mangelns üben. Beeindruckend und berührend war auch, wie liebevoll und engagiert Akteure des Waschtags-Projekts sich hier eingebracht haben. Gleichwohl waren nicht wenige junge Menschen überrascht, wie anstrengend das Waschen einst war.

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Diese Mitmachaktionen boten ein sinnliches Erleben der Mühsal in vergangenen Zeiten. Ganz authentisch – denn die BesucherInnen mussten (oder durften) dies sogar mit historischem „Gerät“ nachvollziehen.

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Entlang dieser open-air-Ausstellung erklärten Texttafeln und Fotografien die Hintergründe des Waschalltags anno dazumal. Es gab das früher übliche „Waschtagsessen“, also Eintopf; hier war es Erbsensuppe (persönliche Anmerkung des Verfassers: sehr lecker zubereitet von „Wir in Wichlinghausen“ – mit Speck und Wursteinlage und nach Bedarf Maggi).

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Ein Stand präsentierte Produkte und Werbemedien der Firma Luhns, die an der Schwarzbach u.a. Seifen und Waschmittel herstellte (noch eine Anmerkung des Verfassers: der Geruch der Schwarzbach, wie ich ihn im Kindesalter täglich erlebte, stieg mir sofort in die Nase).

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Damit nicht genug: Auf dem Wichlinghauser Markt führte die Projektgruppe einen eigens choreographierten „Waschtanz“ auf und Kalle Waldinger zog mit der „Familie Dellbusch“ über das Fest, um sein für den Waschtag komponiertes Lied zu präsentieren. Da konnte kein Regen dieser Welt die gute Stimmung trüben.

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Kinder lassen sich ohnehin nicht beeindrucken von schlechtem Wetter, wenn sie Spaß am Tun haben. Ihre Begeisterung beim Aufführen von Tanz, Musik und Trommeln sprang wie immer auf dem Wichlinghauser Straßenfest auf die ZuschauerInnen über.

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Am späteren Abend zog Marie- Luise Barkhoff als Initiatorin des Großen Waschtags ein erstes Fazit: „Es war ein voller Erfolg – die Menschen waren begeistert. Leider hat das Wetter nicht mitgespielt. Aber die Leute haben toll zusammengearbeitet, die Kooperationen mit so vielen Anwohnern, Vereinen und Interessierten hat super funktioniert. Kinder, die KiTa Baumhaus, die Grundschule Liegnitzer Straße, Geschäftsleute; alle haben mit Spaß und Engagement mitgezogen. Sogar der Abbau ging ruckzuck. Das ist etwas Besonderes, denn meistens bleiben einige wenige auf dieser Arbeit sitzen. Das war hier ganz anders“.

Das alles schreit nach einer Wiederholung – bei besserem Wetter. Damit noch mehr Menschen dieses kulturelle, soziale und biographische Projekt miterleben können.