Wo trifft man die meisten Aktiven aus Oberbarmen und Wichlinghausen? Ganz klar auf der Stadtteilkonferenz. 70 Vertreter*innen von Vereinen und Institutionen sowie Interessierte waren am 14. März ins Bornscheuerhaus gekommen, um das Neueste aus dem Quartier zu erfahren und sich zu vernetzen.
Die Themen waren so vielfältig wie die Stadtteile selbst. Moderiert von Quartiermanagerin Nina Schuster gab es zwei Stunden lang Informationen rund um die „Soziale Stadt Oberbarmen/Wichlinghausen“. Zu Beginn stellten sich zwei neue Akteure im Programmgebiet „Soziale Stadt“ vor: Die Geschäftsführerin der Diakonie Wuppertal Kinder-Jugend-Familie gGmbH, Bärbel Hoffmann, ist seit einigen Monaten für das Quartiersmanagement in Oberbarmen/Wichlinghausen zuständig. Lukas Meier, Sozialarbeiter und Geograph, ist neu im Quartierbüro. Er tritt die Nachfolge von Eva Lünenschloß an.
Projekte
Judith Steinhard von der Stadtteilbibliothek stellte die Ehrenamtswoche vor. Dieses Jahr findet die Woche des bürgerschaftlichen Engagements vom 13. bis 22. September statt. Das Motto lautet: Engagement macht stark. „Freitags beginnt die Woche mit einer Präsentation von Vereinen in der Sparkasse“, erklärte Judith Steinhard. Die ganze Woche und auch die Präsentation sei zum einen eine Wertschätzung für die Ehrenamtlichen. Zum anderen gehe es um Netzwerkarbeit. „Das Ziel ist es, die Sichtbarkeit des ehrenamtlichen Engagements zu erhöhen“, betonte Steinhard. Diese Woche gibt es bundesweit schon seit 15 Jahren unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten. Für Oberbarmen und Wichlinghausen liegt die Schirmherrschaft bei der Bezirksbürgermeisterin Christel Simon. Wichlinghausen war mit Ronsdorf der erste Stadtteil 2017 in Wuppertal, der teilgenommen hat. Dieses Jahr sollen ganz viele Stadtteile mitmachen.
Am Donnerstag, 21. März, findet ab 10.00 Uhr das nächstes Vorbereitungstreffen in der Stadtteilbibliothek, Wichlinghauser Straße 103, statt. Interessierte können sich gerne an Frau Steinhard wenden: judith.steinhard@stadt.wuppertal.de oder unter Telefon 563 6118.
Restaurant Day
Robert Ambrée vom Bob-Campus und Gisela Kettner kündigten den Restaurant Day an. Die Wuppertaler kennen die Aktion bereits vom Arrenberg. Es geht darum, Höfe und Häuser zu öffnen, um ein gemeinschaftliches Zusammenkommen zu erreichen. Am 18. Mai gibt es das dann auch zum ersten Mal in Oberbarmen und Wichlinghausen. Wiki, Bob-Campus, Quartierbüro und Färberei organisieren gemeinsam den Tag im Quartier. Über den Bob-Campus soll ein kleiner Kostenersatz für Haushalte möglich sein, die andere bewirten. Aber: „Man darf das nicht professionell betreiben, nichts dran verdienen“, betonte Angelika Pohl, die das Projekt schon am Arrenberg miterlebt hat. Robert Ambée und seine Mitstreiter machen sich jetzt schon daran, Leute zu gewinnen, die sagen: „Ich öffne mich und mein Zuhause, um Menschen einzuladen.“ Auch Einrichtungen können sich beteiligen oder ihre Küchen für Privatleute zur Verfügung stellen, die dort kochen wollen. Anmeldungen sind bis 3. April möglich, um auf den stadtweiten Flyer zu kommen.
Für Oberbarmen und Wichlinghausen soll es einen eigenen Flyer in mehreren Sprachen geben. Aber auch danach kann man sich noch entscheiden mitzumachen. Gisela Kettner hatte eine Idee, wie man ganz spontan mitmachen und dennoch Menschen erreichen kann: „Man kann sich auch als Einzelperson beteiligen und zum Beispiel mit einem Korb auf dem Fahrrad rumfahren und mit Menschen an der Bushaltestelle ein Butterbrot essen.“ Von Robert Ambrée gab es dazu aber den Hinweis, dass der Restaurant Day in den Ramadan fällt. Ziel der Quartiers-Organisatoren ist es, 15 bis 20 Aktionen in Oberbarmen und Wichlinghausen zu haben. Margret Hahn vom Bürgerverein Langerfeld berichete, dass Langerfeld eine eigene Aktion habe: „Es gibt eine Karte, wo man sehen kann, wann wo was angeboten wird.“ Robert Ambrée erreicht man im Projektbüro Bob-Campus, Wichlinghauser Straße 31 oder unter Telefon 25 45 88 12.
Kleiner Beirat
Aus dem Quartierbüro gab es eine Premiere zu vermelden: die erste „kleine Beiratssitzung“ des Verfügungsfonds. Wie Nina Schuster berichtete, ging es darum, ein neues Projekt vom Rockprojekt zu fördern. Der Vorsitzende des Vereins, Kalle Waldinger, erklärte kurz, worum es geht: „Wir haben uns gefragt: Wie ist die Kommunikation im Stadtteil? Es gibt viele Formen. Wir wollen jetzt einen YouTube-Channel aufziehen. Das spricht die Jugendlichen an.“ Um diese kurzen Filme fürs Internet zu produzieren, soll es zwei Kamerateams und eine Redaktion geben. Der Verfügungsfonds fördert zunächst die Entwicklung von Ideen und Strukturen für diesen YouTube-Channel. Sagen genügend Institutionen, sie machen mit, soll ein weiterer Antrag auf Förderung gestellt werden – dann für die Produktion. „Wir wollen uns auf Musik konzentrieren“, betonte Kalle Waldinger. „Wir wollen aktuell vorstellen, was musikalisch im Stadtteil läuft.“ Wie häufig ein Beitrag erscheint, entscheide sich, wenn das Projekt begonnen habe. Klar sei aber schon das Vorgehen: „Die Kamerateams bekommen Input, wo sie hingehen sollen. Und von den Institutionen bekommen sie Informationen, was genau gefilmt werden soll“, so Waldinger. Informationen gibt es per Mail an kalle.waldinger@rockprojekt-wuppertal.com.
Mobile Arbeit der Diakonie
Wer hat schon einmal von der „Gucci-Gang“ gehört? Das war die erste Frage, die den Zuhörern in den Sinn kam, als Friederike Schemann und Daniel Book ihre Arbeit als Streetworker von der Diakonie vorstellten. „Es gab eine Quartiersbegehung. Dabei ist die Gucci-Gang aufgefallen. Das sind Kinder und Jugendliche, die schwerwiegende Straftaten begehen“, berichtete Daniel Book. „Wie kann man an diese Gruppe herangehen? Die lehnen die Angebote vom Jugendamt ab, gehen nicht zur Schule.“ So sei die Idee entstanden, mit Streetworkern an sie heranzutreten. Im Februar sind die beiden Streetworker gestartet und haben seitdem etwa 200 Kinder angesprochen. „Wir sind gut an die Gruppe herangekommen und bekommen Anfragen von denen wie: Kannst du mit mir mein Handy im Fundbüro abholen?“, erzählte Friederike Schemann aus ihrem Berufsalltag. Der Auftrag komme nicht von oben, sondern von den Kindern und Jugendlichen direkt. „Wir haben ziemliches Vertrauen von den Kindern, weil wir starke Schweigepflicht haben“, verdeutlichten die beiden Ansprechpersonen. Das Projekt ist auf ein Jahr begrenzt, dann wird es ausgewertet und ggf. in ein Dauerprojekt überführt.
Wenn nicht zu Fuß oder mit dem Auto, sind die beiden Streetworker mit einem Bus unterwegs, den sie an zwei Standorten parken können: samstags von 16 bis 20 Uhr in Oberbarmen auf der Brücke vorm Bahnhof und freitags in Barmen am Alten Markt. „Die Gang wandert und wir wandern mit“, lautete das Fazit. Viele Rückfragen aus der Nachbarschaft bezogen sich auf die Betreuten. Wer ist das? Wo kommen sie her? Kurz gesagt besteht die Gucci-Gang aus Kindern im Alter zwischen 8 und 15 Jahren. Somit sind die meisten nicht strafmündig. Dadurch können sie Straftaten begehen, ohne dass die Polizei eine Handhabe hätte. Sie stammen aus schwierigen, aber zunehmend auch aus gut bürgerlichen Familien, bilden also eine heterogene Gruppe mit zwischen 20 und 50 Mitgliedern. „Das Problem wird eher größer als kleiner. Es gibt die Gang inzwischen in jedem Stadtteil“, erläuterten die Streetworker. „Wir sagen denen, dass sie sich nichts zu essen klauen müssen, wir geben ihnen was. Die melden sich also, wenn sie etwas brauchen.“ Guten Zugang zur Gruppe hätten sie bekommen, seit die Anführer allen gesagt hätten: „Die sind voll okay. Wichtig für die Gefahrenabwehr sei, dass die Kinder wüssten, dass sie jemanden anrufen können, wenn sie Hunger hätten oder irgendwo schlafen wollten. „Dann muss ich nicht klauen oder bei irgendwelchen gruseligen Leuten schlafen“ soll die Botschaft sein. Daniel Book sieht in der Arbeit auch noch einen anderen Aspekt: „Das sind nicht nur Täter, sondern gleichzeitig auch Opfer durch die Mitgliedschaft in der Gang oder in der Familie. Ich behandele sie, als wenn jemand hilfesuchend zu mir kommt.“ Der Kern der Arbeit sei Beziehungsarbeit. Auch vielen Schulleiterinnen aus dem Quartier ist das Problem um die Gucci-Gang bewusst. Sie berichten, dass die üblichen Verfahren, diese Schüler*innen wieder in die Schulen zu bekommen, ins Leere liefen. Kein Wunder, sind die Kinder doch bis 3 Uhr nachts unterwegs und schlafen bis 13 Uhr. Gemeinsam wollen Stadt und Diakonie einen Minimalkonsens mit den Kindern erarbeiten, damit die Kinder wieder ins Hilfesystem einmünden. Wer Informationen zum Projekt haben möchte, kann sich an Tina Müller vom Bezirkssozialdienst 7 unter Telefon 563-5722 oder Marcus Schulte von der Diakonie unter Telefon 47 82 51 12 wenden.
Kinder- und Jugendchor der Kantorei Barmen Gemarke
Klaus Bertram ist Musiklehrer an der Grundschule Germanenstraße und gleichzeitig Sprecher des Kinder- und Jugendchors der Kantorei Barmen-Gemarke. In der zweiten Funktion warb er bei der Stadtteilkonferenz für die beiden Chöre, die zunächst als einzelner Chor ab dem Jahr 2015 über den Verfügungsfonds eine Chorleiterin finanziert bekamen. Schon 2016 seien aber so viele Kinder im Chor gewesen, dass zu dem Kinderchor noch ein Jugendchor gegründet wurde. Dafür gab es – wieder über den Verfügungsfonds – Geld. Die Chöre gibt es immer noch und proben einmal in der Woche im Wiki. Doch seit 2018 die Chorleiterin aus persönlichen Gründen ausgeschieden sei, habe es in den letzten anderthalb Jahren viele Wechsel bei der Leitung gegeben. „Das hat sich auf die Teilnehmenden ausgewirkt. Von früher 27 sind nur noch acht Kinder übrig geblieben“, erzählte Klaus Betram. „Wir wissen, dass es im Quartier Interesse am Singen im Chor gibt und finden es schade, dass das Angebot im Moment nicht ankommt. Daher bitten wir Sie, für uns Werbung zu machen.“
Der Kinderchor (7-10 Jahre) probt immer montags von 15.30 bis 16.30 Uhr im Stadtteilzentrum WiKi, der Jugendchor (ab 11 Jahre) im Anschluss von 16.30-17.30 Uhr. Die Teilnahme ist kostenlos.
Klimaprojekt
Liesbeth Bakker erläuterte das Klimaprojekt für das Quartier, an dem sich schon einige Schulen beteiligen. Es gibt eine Bildungsreihe zum Thema Nachhaltigkeit mit Fragestellungen wie: „Was ist nachhaltiger Konsum? Was passiert dazu schon im Quartier?“ „Im vergangenen Jahr haben die Schüler*innen die Fahrradwerkstatt von Wicked Woods besucht, für die aber die Förderung ausgelaufen ist“, erzählte die Klimaschutzexpertin. 2019 soll Urban Gardening mit der Pflanzbar vom SKF fortgesetzt werden. Wer Interesse hat, auf seinem Gelände Hochbeete aufzustellen, kann sich an Liesbeth Bakker wenden. Auch das Projekt „Kochen mit der Nachbarschaft“ soll fortgesetzt werden. Die erste größere Aktion ist dazu der Restaurant Day am 18. Mai. „Von den WSW haben wir 8.000 Euro bekommen, um aus einem Container einen Solar-Container zu machen. Aber dafür suchen wir noch eine gute Stelle“, stellte Liesbeth Bakker ein weiteres Bildungsprojekt vor. Außerdem gebe es bald ein Lastenrad, das auch ausgeliehen werden könne. Liesbeth Bakker und ihre Mitstreiter können sich zudem vorstellen, ein Nachbarschafts- und Klimafest zu organisieren. Dort sollen regionale Produkte, aber auch Beratungsangebote für den Klimaschutz, präsentiert werden. Das Fest könnte im September stattfinden.
Migration in die Quartiere
Es gibt neue Fördergelder: Sebastian Goecke ist bei der Stadt dafür verantwortlich, dass eine Million Euro an Fördergeldern in Wuppertal in Quartieren mit hohem Migrationsanteil investiert wird. Die Mittel stammen aus der Ausgleichspauschale für Integration, die von Bund und Ländern bereitgestellt wurden. Anders als bei der „Sozialen Stadt“ gibt es keine räumlichen Grenzen. Es geht zwar auch um Stadtteilentwicklung, aber eben in allen Stadtteilen. „Wir freuen uns über jede noch so spinnerte Idee“, warb Goecke. Wer Vorschläge hat für Projekte mit Nachhaltigkeitseffekt, gern auch generationsübergreifend, könne dafür eine Anschubfinanzierung erhalten. Eine Lenkungsgruppe aus Jugendamt und Ressort für Integration und Zuwanderung entscheidet über die Anträge. In Kürze soll es Förderungsleitlinien sowie Antragsformulare geben. In Oberbarmen/Wichlinghausen findet zudem ein enger Austausch mit dem Quartierbüro statt. Interessierte können sich per Mail an Herrn Goecke wenden: sebastian.goecke@stadt.wuppertal.de
Power
Vanessa Scharmansky von der GESA präsentierte das Projekt „Power“: Perspektiven für Oberbarmen / Wichlinghausen – Entwicklung von Resilienz. Ziel ist es, familiäre Rahmenbedingungen zu verbessern durch Armutsbekämpfung. Dazu soll das Armutsrisiko bei Kindern gemindert werden. Die Zielgruppe: Alleinerziehende und / oder Erwerbslose mit Kindern zwischen zehn und 16 Jahren, die aber nicht Leistungen im Jobcenter beziehen müssen. Das Projekt bietet aufsuchende Arbeit in Oberbarmen, Wichlinghausen und Hilgershöhe. Außerdem gibt es eine individuelle Betreuung der Mütter, Coaching und Mentoring. Regelmäßig anzutreffen sind die Ansprechpartnerinnen der GESA am Berliner Platz und am Wichlinghauser Markt. Im Berliner Plätzchen und Café Berlin gibt es feste Sprechstunden. Von Schuldnerberatung über Kinderbetreuung bis Tipps zu Bildung und Teilhabe können die Mütter hier alle Fragen loswerden. „Wir begleiten den Übergang in Erwerbstätigkeit“, betonte Vanessa Scharmansky. Außerdem sollen die Mütter später anderen Müttern helfen: „Wenn Coaching und Mentoring durch ist, bieten wir die Ausbildung zur Quartierslotsin an.“ Die Teilnehmerinnen erhalten dazu eine Multiplikatorinnen-Schulung und eine 50 Seiten umfassende Zusammenfassung aller Angebote im Quartier. Das Resilienztraining (Resilienz: psychische Widerstandsfähigkeit in schwierigen Situationen) richtet sich an Kinder zwischen zehn und 16 Jahren und findet an Schulen statt. Es soll die Kinder befähigen, der Hilfslosigkeit, die Kinder häufig über Jahre erworben haben, etwas entgegen zu setzen. Eine Zukunftswerkstatt für 15- bis 20-Jährige findet acht Tage in den Osterferien statt. Dort haben die Jugendlichen drei Tage lang die Gelegenheit, bei der GESA an der Gennebrecker Straße in verschiedene Werkstätten reinzuschnuppern. Dann sollen die Jugendlichen einen Perspektivwechsel vornehmen und sich überlegen, wie es ist, eine eigene Firma zu haben. Weitere Informationen gibt es unter Telefon 28 11 01 88.